Wenn Du zweifelst …
Zweifel entstehen ja immer, wenn die eigene Erwartungshaltung nicht befriedigt wird.
Zweifel sind das Gift jeder Beziehung.
Denn sie frisst Vertrauen, Freude und Liebe.
Jeder ehelichen Trennung – und das sind inzwischen über 50 % in Deutschland – gehen Misstrauen, Zweifel, Loyalitätsverlust und das massive Schwinden der Gefühle voraus.
Zweifel wieder zu nehmen, ist fast unmöglich. Denn sie sind gewachsen und haben Wurzeln geschlagen.
Und das im Stillen.
Und meistens mit mehr Phantasien, als notwendig oder gar realistisch wären.
In der Partnerschaft begründen sich Zweifel immer auf Änderungen einer gewohnten Struktur.
Ein reales, häufiges Beispiel:
Die Partnerin ändert nach den Wunschkindern langsam und stetig ihr Verhalten.
Nicht aus Desinteresse am Partner, sondern weil sich so ziemlich das Wichtigste im Leben einer Frau grundlegend geändert hat.
War es vorher noch bestimmt vom Wunsch und Streben nach Familie und Nestbau, ist dieses ur-innerste Ziel jetzt erfüllt.
Aber was jetzt?
Jetzt kommt es darauf an, ob die Partnerschaft nicht nur auf dieses Ziel, sondern auch auf Gemeinsamkeiten als Hobbys, Interessen, Freunde und Leidenschaft aufgebaut wurde.
Fehlen diese Gemeinsamkeiten, fällt die Partnerin in ein emotionales Loch.
Sie kann sich endlich den äußeren Bühnen zuwenden, auf denen sie als Individuum Erfolg und Freude empfunden hat:
Das sind meistens Beruf und persönliche, ganz eigene Freunde.
Aber nicht der Partner!
Das ist meines Erachtens aus der Meta-Ebene vollkommen nachvollziehbar und als Mann zwar schwer zu ertragen, aber unausweichlich, wenn vorher etwas wesentliches gefehlt hat.
Der Prozess geht schleichend, über Jahre.
„Mann“ blendet die Veränderungen gerne aus. Es gibt ja so viel Neues und neue Freude an den Kindern, Schulen, ihre Hobbys und ihre Freunde. Geburtstage, Urlaube, Unternehmungen und Wochenenden. Und „Mann“ ist unendlich stolz auf seine „Leistung“ (haha) und Familie. Er ist ebenfalls am Zenit seiner Aufgabe.
Und „Mann“ vergisst seine Frau …
Aber ist ja ganz normal, oder?
Leider ja.
Die Entfernung der Partner von einander ist leider üblich und führt oftmals zu Distanz, getrennten Hobbys, Spannungen wegen unerfüllter Liebe wie „damals“ und zu immer häufigeren Alleingängen.
Alleinige Unternehmungen und sogar Fremdgehen, weil man wieder offen wird für neues, aufregendes und jemanden, der sich um mich bemüht, entwickeln sich zu spannenderen Dingen und passen in das neue Lebensgefühl.
Das gilt durchaus als mögliche Entwicklung für BEIDE Seiten der Partnerschaft.
In allen Fällen wird schnell nach dem Schuldigen gesucht.
Mal sind es die Kinder, meistens der „Fremdgeher“, die Vereinsamung in der Partnerschaft, weil das Interesse geschwunden ist.
Aber es gibt keinen alleinigen „Schuldigen!“
Alle haben die Zeichen übersehen!
Haben sich nicht eingestanden, dass die Veränderung Gift für die Partnerschaft ist.
Haben die Zeichen nicht ernst genommen, mit den neuen Situationen erklärt, „entschuldigt“ und sich selbst damit beruhigt werden.
Warum?
Weil keiner ein Rezept gegen diese Vereinsamung hat.
Weil keiner seine Chancen in neuer, schöner, veränderter Partnerschaft sehen will oder kann.
Weil keiner eine Verantwortung für das Erkennen der neuen Realitäten übernehmen will, weil dies einem Schuldeingeständnis gleicht.
Weil keiner Ideen für Veränderungen einbringen will, weil „sie“ die neue Chance auf eine wunderbare Entwicklung ihrer selbst nicht gefährden will, denn davon hat sie verständlicherweise ihr Leben lang geträumt. Sie will nicht wieder in dieses Korsett eingezwängt werden – sie will endlich „frei sein“!
Am wichtigsten:
Weil BEIDE nicht gelernt und geübt haben, vollständig, offen und ehrlich zu kommunizieren!
Sondern es wird immer mehr gelogen, betrogen und geflüchtet.
Die Kinder merken das übrigens auch.
Natürlich gilt das andersherum gegendert genauso.
Am schlimmsten ist das sexuelle Betrügen.
DAS wird IMMER als Grund genannt, warum eine Partnerschaft zerbricht.
Alle vorangegangenen, jahrelangen Zweifel und Veränderungen mit dem sich ergebenden Liebes-Schwund sind dann nachrangig bis überhaupt nicht mehr wichtig.
Dabei ist das „vorher“ nicht nur der Grund, sondern die Chance, eine ehemals doch so stimmige Partnerschaft zu erhalten und neu zu formen!
Das Fremdgehen ist nie aus Gründen des „besseren“ Partners, sondern wegen dem Frust unerfüllter Liebe, Erwartungen, Veränderungen – also Erwartungen – entstanden.
Warum habe ich keine Lust mehr auf meinen Partner?
Hat er seine Schuldigkeit als Spender getan?
Hat er seinen Fokus jetzt mehr auf Beruf und Hobbys, weil die Familie zu anstrengend wird?
Hat er einen Ekel entwickelt, weil ich einen oder mehr Handbälle aus „seiner“ Lusthöhle gepresst habe? Weil er die Geburt als ekelig empfunden hat?
Hat er mich als Frau während der Schwangerschaft verloren und damit auch das Interesse?
Hat sie mich als Mann jetzt nur noch als Ernährer und nötig?
Waren Schwangerschaften und Geburten doch so schlimm, dass mir die Lust auf Sex vergangen ist? Verzögere ich die Avancen also immer mehr, bis es hoffentlich einschläft?
Will ich jetzt endlich mich selbst verwirklichen und meinen ganz eigenen Erfolg und meine Zeit für mich haben, was ich mein Leben lang nicht konnte?
Stellt Euch vor, Ihr würden DIESE Fragen exakt so, wie sie dastehen, DIREKT nach der Geburt der Kinder besprechen, diskutieren, Euch in diesen Themen selbst beobachten und dem Partner damit auf dem Laufenden halten.
Das Auseinanderdriften würde überhaupt nicht passieren!
Denn Ihr würdet Lösungen finden.
Für jedes kleine und große „Ding“.
Und Ihr würdet ein Scheitern eines Lösungsansatzes mit gemeinsamem Lachen akzeptieren und neue Wege finden.
Wenn Ihr das nicht kommuniziert, dann schwindet eure Partnerschaft von Jahr zu Jahr immer mehr, bis der „Kipp-Punkt“ erreicht ist.
Aber auch, wenn einer der Partner einen Seitensprung gemacht hat, ja, sogar wenn er oder sie sich Fremd-verliebt hat, kann man mit Kommunikation noch retten.
Aber nur, wenn beide es wollen.
Verpasst das Wollen nicht!
Redet!
Sofort!
Mein Tipp:
Traut Euch schon in den Anfängen des Zweifels eine Paartherapie zu machen!
In den Anfängen kann sie wirklich helfen, denn der Therapeut schaut „von außen“ drauf und kennt die Dinge.
Wenn aber der Kipp-Punkt bereits erreicht ist, kann die Therapie nur noch einfach feststellen und in eine Trennungstherapie wandeln.
Und ja, ich selbst habe damals genauso in der Kommunikation völlig versagt und verloren.